Keiner hört es gern, doch der Präsident der Bundesbank, Joachim Nagel, hat die zugegeben unbequeme Wahrheit ausgesprochen: Will man den Wohlstand in Deutschland aufrecht erhalten, werden die meisten wohl länger arbeiten müssen, als vielleicht ursprünglich geplant.

Eine Anhebung des Rentenalters wird bereits länger gefordert, vor allem, weil es Deutschland an Fachkräften mangelt und die Menschen schlicht immer älter werden. Zudem wird der Anteil an Rentenempfängern immer größer. Nagel geht davon aus, dass man den aktuellen Wohlstand ohne gravierende Veränderungen nicht erhalten könne. Gerade die Rente mit 63 fördere einen vorzeitigen Renteneintritt. Mit seiner Meinung und Forderung steht Joachim Nagel genau auf der Gegenseite dessen, was sich vor allem die sogenannten Babyboomer wünschen: einen Berufsausstieg vor dem angepeilten Rentenalter.

Unter anderem, so Nagel, müsse man es den Rentnerinnen und Rentnern erleichtern, neben der Rente weiterzuarbeiten. Schließlich gebe es auch Menschen, die gern weiterarbeiten würden. Zudem sehe er Handlungsbedarf im Bereich der adäquaten Kinderbetreuung und der Werbung ausländischer Fachkräfte. Hier müsse Deutschland weiterhin ein attraktives Arbeitsland bleiben.

So, wie sich die Rechtslage derzeit gestaltete, soll das Rentenalter ohne Abschläge in Schritten von

65 auf 67 Jahre angehoben werden. Alle, die nach 1964 geboren wurden, sollen ohnehin bis zu einem Alter von 67 Jahren arbeiten.

Experten halten dies jedoch noch nicht für ausreichend, schließlich stieße das umlagefinanzierte Rentensystem bereits jetzt immer wieder an seine Grenzen, da immer mehr Empfänger immer weniger Beitragszahlern gegenüber stünden. Kanzler Scholz spricht sich gegen ein noch höheres Renteneintrittsalter aus und arbeitet mit der Koalition derzeit am Rentenpaket II, einer kleineren Reform. Grundlegend ist dabei das Generationenkapital, mit dem der Staat Milliardenbeträge am Kapitalmarkt anlegen soll. So versucht man, das Rentenniveau von 48 Prozent bis 2039 zu sichern. Allerdings beinhaltet das Gesetzt ab 2028 auch merkliche Steigerungen des Beitragssatzes und einen höheren Steuerzuschuss für die Rentenversicherung.

Für falsch hält Nagel es, Deutschland immer wieder wegen seiner angeblich krankenden Wirtschaft schlecht darzustellen. Er glaube, Deutschland könne eine echte Trendwende hinlegen, vorausgesetzt, man gehe die aktuellen Probleme schnell und effektiv an. Die Bundesbank selbst kann der Regierung derzeit nicht finanziell unter die Arme greifen. Während der steigenden Inflation habe man niedrig verzinste Anleihen gekauft. Durch die nun aber wieder gestiegenen Zinsen seien Verluste in der Bilanz entstanden.

Joerg Kassel

Joerg Kassel

Jörg Kassel, ein anerkannter Experte im Bereich Wirtschafts-, Finanz- und Kapitalmarkt, hat nach dem Abitur ein Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften absolviert. Seine Karriere als Journalist und Autor konzentrierte sich in den letzten zehn Jahren vor allem auf die Publikation von Fachartikeln zu Themen wie Verbraucherkredite, Finanzierungen und den verantwortungsvollen Umgang mit Geld in verschiedenen Medien. Aktuell ist er als Chefredakteur des Magazins „Geldreport“ tätig und bereitet die Veröffentlichung seines ersten Buches im Jahr 2024 vor.
In seiner Rolle als unabhängiger Berater im Kreditwesen arbeitet Jörg Kassel auch mit dem Kreditbroker „Bon-Kredit“ zusammen. Diese Kooperation beruht auf seinem Engagement für faire Kreditvergabe und seinen Bestrebungen, gegen unfaire Praktiken am Kreditmarkt vorzugehen. Dabei teilt er die Philosophie von Bon-Kredit, welche faire Kredite ohne Vorkosten und den Schutz der Verbraucher vor finanziellen Fallstricken betont. Sein Fokus liegt auf der Aufklärung und finanziellen Bildung, um Konsumenten ein besseres Verständnis für den Umgang mit Krediten zu vermitteln.