Wer nichts wird, wird Wirt – das war lange Zeit ein guter Grundsatz. Aktuell jedoch sind es gerade die Wirte und Gastronomen, die schwer um ihre Existenz kämpfen, und das liegt vor allem am zurückkehrenden regulären Mehrwertsteuersatz.
Einer Analyse des Informationsdienstleisters Crif zeigt, dass rund 15.000 Gastrobetriebe derzeit von einer Insolvenz bedroht sind. Dass nun auch wieder der normale Mehrwertsteuersatz gelten soll, macht die Lage nicht besser. 15.000 gastronomische Einrichtungen, das sind etwa 12,6% der in der Analyse ausgewerteten 120.000 Betriebe. Vor Corona lag der Prozentsatz noch bei 10,7%.
Zum 1. Januar 2024 möchte die Regierung den Mehrwertsteuersatz für Gastrobetriebe wieder von 7 auf 19% anheben. Das und die steigenden Preise, die Inflation und ein stetig größer werdender Personalmangel rauben den Gastronomen derzeit den Schlaf. Frank Schlein, Deutschlandchef von Crif, sieht vor allem die Betriebe gefährdet, die bereits finanzielle Probleme haben und ohnehin um ihrer Existenz kämpfen. Auch der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga hat bereits mahnend den Finger erhoben und darauf hingewiesen, dass die geplante Rückkehr zu 19% Mehrwertsteuer ein Todesstoß für die 12.000 angeschlagenen Betriebe sein würde.
Frank Schlein führt zudem an, dass es aktuell entweder Betriebe gebe, die ihre Widerstandsfähigkeit weiter stärken konnten oder eben die, die mit der Mehrwertsteuererhöhung vor noch größeren Problemen stünden als zuvor. Für 2023 geht er von 1.600 Insolvenzen aus, 2024 werde diese Zahl noch weiter steigen, vor allem, weil viele Betriebe ohnehin noch mit den Folgen der Coronakrise zu kämpfen hätten. Noch schlechter als den Restaurants geht es den Kneipen, die innerhalb von vier Jahren Einbußen von 34,5% einstecken mussten.
Dazu kommt der immerwährende Personalmangel, der nicht zuletzt auch auf Corona zurückzuführen ist. Viele Beschäftigte haben sich in dieser Zeit neue und sichere Arbeitsfelder gesucht, sodass an allen Ecken und Kanten Fachkräfte fehlen. Mit guten Löhnen können die Gastrobetriebe keinen hinter dem Ofen hervorlocken – bereits im Oktober vergangenen Jahres arbeiteten rund 50% der Beschäftigten unter Niedriglohnbedingungen.