Die gestiegene Inflation animiert die Gewerkschaften zu höheren Lohnforderungen. Über mehr Geld auf dem Konto können sich die Beschäftigten im ersten Moment freuen – danach folgt allerdings oft die Ernüchterung, wenn das gestiegene Einkommen zu einem höheren Steuersatz und einem niedrigeren Netto-Einkommen führt. Experten sprechen dann von „kalter Progression“. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat angekündigt, den Effekt auszugleichen – allerdings nicht für alle.

Der Abbau der „kalten Progression“ bleibe Ziel seiner Politik, stellte Lindner am Wochenende gegenüber dem „Handelsblatt“ klar. Seine Äußerungen über „fehlenden finanziellen Spielraum“ für andere Projekte wie eine Nachfolge-Regelung für das auslaufende 9 Euro-Ticket würden daran nichts ändern, betonte Lindner. Die Koalitionspartner in der Bundesregierung, SPD und Grüne, sind gegen Lindners Pläne und fordern stattdessen eine gezielte Entlastung nur für Menschen mit geringem Einkommen.

Wohl um einen Kompromiss mit den anderen Parteien vorzubereiten, kündigte der Finanzminister nun an, die „kalte Progression“ nicht für alle Arbeitnehmer auszugleichen. Bezieher von besonders hohen Einkommen sollen ausgenommen bleiben. Er wolle den „Eckwert der Reichensteuer nicht verschieben“, betonte Lindner. Ob diese Einschränkung ausreicht, um zu einer Einigung mit den Regierungspartnern zu gelangen, bleibt abzuwarten.