Bei der Bahn läuft es höchstens mittelmäßig: Die Fernzüge sind unpünktlich, die Infrastruktur marode und auch in vielen anderen Bereichen liegt einiges im Argen. Der Konzernchef Richard Lutz spricht gar von der größten Krise seit der Bahnreform.
Satte 1,8 Milliarden Minus hat die Bahn 2024 gemacht. Das ist zwar rund eine Milliarde weniger als 2023, aber dennoch extrem hoch, auch wenn der Bund hohe Kosten im Bereich Instandhaltungskosten ausgeglichen hat, für die die Bahn in Vorleistung getreten war. Zudem wurde die Logistik-Tochter DB Schenker an den Wettbewerber DSV in Dänemark verkauft. Von hier erwirtschafteten Einnahmen hat die Bahn also nichts mehr. Den Verkaufserlös von rund 14,3 Milliarden Euro will die Bahn jedoch für den Abbau des hohen Schuldenbergs verwenden. Insgesamt hofft man, bis 2027 „nur“ noch 26 bis 28 Milliarden Verbindlichkeiten abzahlen zu müssen.
Große Sorge macht Bahn-Chef Richard Lutz unter anderem auch die Pünktlichkeit der Fernzüge, die im vergangenen Jahr bei lediglich 62,5 % lag und damit einen historischen Tiefpunkt erreichte. Dazu käme das marode Schienennetz. Insgesamt sei man meilenweit von dem entfernt, was man sich eigentlich vorgenommen habe. Das Sanierungsproblem versucht die Bahn derzeit mit dem milliardenschweren Programm „S3“ in den Griff zu bekommen, in dessen Rahmen aktuell das Kernnetz saniert wird. Auch beim Thema abgespeckt Verwaltung will die Bahn hart durchgreifen und in diesem Bereich bis 2027 rund 10.000 Mitarbeiter weniger beschäftigen. Beim Thema Fernverkehr peilt der Konzern eine Pünktlichkeitsrate von 75 bis 80 % an, und das spätestens 2027. Schwarze Zahlen möchte die Bahn schon in diesem Jahr wieder schreiben.
Auch in den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD steht die Bahn auf der Tagesordnung. Eine „gemeinwohlorientierte Infrastrukturtochter der Bahn“ möchte man mit einer umfassenden Reform erreichen, wozu es personeller, rechtlicher als auch organisatorischer Maßnahmen bedürfe. Bahn-Chef Richard Lutz, der ohnehin innerhalb des Konzerns in der Kritik steht, könnte davon ebenso betroffen sein. Der aktuell noch geschäftsführend amtierende Bundesverkehrsminister Volker Wissing sprach sich ebenfalls für umfassende Reformen aus, um so das Kerngeschäft der Bahn zu stabilisieren.